Seit 500 Jahren wird besonders in den Zentralschweizer Alpen der Betruf oder Alpsegen gepflegt. Dabei handelt es sich um ein altes Sennengebet, das in den katholischen Alpengebieten während dem Sommer noch heute jeden Abend nach der Arbeit erklingt. Mit dem Betruf bittet der Älpler um Schutz vor den möglichen Naturgefahren. Er ruft seinen Sprechgesang durch eine „Volle“, einen hölzernen oder blechernen Milchtrichter.
Betruf oder Alpsegen
Die Wurzeln des Betrufs oder Alpsegens gehen zurück in die vorchristliche oder sogar in vorkeltische Zeit. In der Schweiz sind Betrufe erstmals im 16. Jahrhundert im Gebiet rund um den Pilatus nachgewiesen worden. Das Ritual des Betrufs war damals keineswegs unbestritten, da es als heidnisch angesehen wurde. Doch der Betruf war tief im Volk verwurzelt. Die katholische Kirche war deshalb gezwungen, das Ritual zu akzeptieren und versuchte, christliche Texte im Betruf zu verankern.
In katholischen Alpengebieten in der Zentralschweiz erschallt abends nach getaner Arbeit noch vielerorts das alte Sennengebet: der „Bättruf“ (Betruf) oder „Alpsäge“ (Alpsegen). Dabei handelt es sich um einen einstimmigen, unbegleiteten Sprechgesang in einem mundartlich gefärbten Hochdeutsch. Gerufen wird durch die trichterartig vor den Mund gehaltenen Hände oder durch einen hölzernen Milchtrichter (Volle).
Der Sprechgesang des Betrufers hat die Funktion eines Schutzrituals. In mundartlich gefärbtem Hochdeutsch bittet er Gott, Maria, Jesus, den Heiligen Geist und diverse Heilige, alle Lebewesen auf der Alp vor Unheil und insbesondere den Gefahren der Nacht zu bewahren. Unwetter, Wölfe, Räuber oder Geister werden oft namentlich als Bedrohung genannt.
Nach allen vier Himmelsrichtungen werden dabei Maria und die Schutzheiligen angerufen und um Schutz für alle Lebewesen und Habe auf der Alp gebeten.
Aller guten Dinge sind drei
Wussten Sie, dass die Zahl 3 bei fast allen Völkern eine besondere Bedeutung hatte und als heilig galt? Deshalb wird beim Betruf oder Alpsegen das Ave Maria in der Regel dreimal gesungen.
Der Betrufer nimmt einen hölzernen Trichter vom Haken und stellt sich draussen vor seine Alphütte. Er sammelt sich und dann ruft er mit kräftiger Stimme durch diesen Trichter den Alpsegen.
Ave, Ave Maria
Es walte Gott und Maria
Der Name des Herrn sei gebenedeit,
von nun an bis in Ewigkeit…
Video Rigi Betruf
Lassen Sie sich durch den Betruf inspirieren…
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Video Auf unsere Kultur: Betruf Porträt
Der Betruf ist ein typisches Brauchtum der Alp. Abends, nach getaner Arbeit, erbitten die Älpler mit dem Betruf bei ihren Schutzheiligen den Alpsegen. Die Verse werden durch die Volle, einen hölzernen Milchtrichter, gerufen. Die Trichterform der Volle verleiht dem Sprechgesang eine Schallwirkung, die den Betruf fast bis ins Tal trägt. Der Älpler ruft mit kräftiger Stimme — denn je weiter der Klang reicht, desto breiter legt sich der Schutz über die Alp, seine Tiere und die Weiden.
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